ERNI MANGOLD

Samstag 08.12.2018 | 11:00 Uhr

Literatur
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Erni Mangold war immer schon dagegen. Gegen Männer, die Frauen als Freiwild betrachten, gegen hochmütige Professoren und alle, die sie in eine Schublade stecken wollen. Gegen Konventionen und verlogene Moral. Gegen Schminke und Büstenhalter.

Fotos von der Lesung …

(c) Michael Salzer/SYRNAU


Sie kam 1927 im Gasthaus ihrer Großeltern in Großweikersdorf zur Welt und genoss später an der Seite Helmut Qualtingers die Freiheit im zerbombten, in vier Besatzungszonen geteilten Wien. Als »Sexerl« im Ensemble des Theaters in der Josefstadt leistete sie erfolgreich Widerstand gegen männliche Verfolger. Sie behandelte Theater- und Filmgrößen mit der nötigen Frechheit und verschaffte sich so Respekt. Während die Freundschaft mit Bruno Kreisky ihr politisches Bewusstsein formte, gelang ihr die Rolle der braven Ehefrau an der Seite von Heinz Reincke nur auf Zeit. Als Professorin am Max Reinhardt-Seminar setzte sie sich gegen rücksichtsloses Machtdenken durch und erlebte ihre ganz persönliche Emanzipation. Vor der Kamera stand sie u. a. mit Paula Wessely, Romy Schneider, Helmut Qualtinger, O. W. Fischer; sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

Zitat Michael Schottenberg: „Eine der größten Schauspielerinnen unserer Zeit, ein Monstrum an Wahrhaftigkeit. Sie ist zornig, ungehobelt, zärtlich und voller Liebe. Und sie ist der jüngste Mensch, den ich kenne.“

Seit vielen Jahren bewohnt Erni Mangold ein Bauernhaus im Waldviertel, seit ihrem 80er an einer Adresse mit ihrem Namen. Die Gemeinde Sankt Leonhard am Hornerwald widmete ihr den „Prof. Erni Mangold-Weg“. „Ich bin stolz auf meine Auszeichnungen, aber das war für mich das schönste Geschenk. Einen eigenen Straßennamen kriegt man ja für gewöhnlich nur posthum“, schreibt sie in „Lassen Sie mich in Ruhe“. Ruhestand kennt sie allerdings nicht: „Ich staune manchmal selbst, wie ich das alles schaffe. Schonen muss ich mich nicht für die paar Jahre, die da noch bleiben. Solange es mir gut geht, mach ich, was ich kann und will.“

Infos zu Elfriede Gerstl:
Die Lesung ist einer der wichtigsten Schriftstellerinnen der österreichischen Literatur nach 1945 gewidmet: Elfriede Gerstl. 1932 in Wien geboren, überlebte sie als Jüdin die NS-Zeit in mehreren Verstecken. Ihre ersten Gedichte veröffentlichte Gerstl 1955, da war sie gerade einmal 23 Jahre alt. Als einzige Frau im Umkreis der Autoren der Wiener Gruppe und der frühen Aktionisten, die aus Wien vertrieben wurden, verbrachte sie die bewegten 1960er-Jahre in Berlin, kehrte 1968 aber wieder nach Wien zurück. Bis zu ihrem Tod im April 2009 schrieb Gerstl Essays und Gedanken aus dem Alltag einer Städterin, Gedichte über das Schwere und das Leichte, die Stadt und die Kunst – bis zuletzt frisch, persönlich, vielschichtig und funkensprühend. Im Droschlverlag ist eine fünfbändige Werkausgabe erschienen, die letzten drei Bände nach ihrem Tod: „Haus und Haut“ (2014), „Tandlerfundstücke“ (2015), „Das vorläufig Bleibende“ (2017).

Bericht zum FM4 Doppelzimmer 2017: http://fm4.orf.at/stories/2846499/
Biografie: http://www.agenturkelterborn.com/ERNI-MANGOLD
https://de.wikipedia.org/wiki/Erni_Mangold
https://kurier.at/stars/fruehstueck-mit-erni-mangold/752.521
http://wien.orf.at/news/stories/2821336/

Eintritt € 18,- | ermäßigt * € 14,- | Schüler/Lehrlinge € 5,-
* für Mitglieder, Studenten, Zivil- und Präsenzdiener (bis 27 Jahre)


Email: tickets(at)syrnau.at